Während der katastrophale Krieg seinem grauenvollen Ende zusteuerte, legte Karl Böhm – gemeinsam mit Caspar Neher – den Grundstock für den später weltberühmten Wiener Mozartstil.

Die zielbewusste Mozart-Pflege fand ihren Höhepunkt in jener „Cosi fan tutte“ Inszenierung des Dreigestirns Böhm-Schuh-Neher im Wiener Redoutensaal, die, aus der Not geboren, mit einem Minimum an szenischem Aufwand – zwei Tischchen, zwei Bänken und vier Stühlen aus weißem, verspielten Eisengeflecht – Jahrzehnte überdauert hat und in ganz Europa zum Inbegriff des neuen Wiener Mozartstils geworden ist. Es standen zugleich zwar die anderen Mozart-Opern im Repertoire, aber nur jene „Cosi“, die fast nichts an optischen Reizen zu bieten hatte, sondern ganz auf das gesungene Wort, auf das Zusammenspiel der Sänger und damit das Menschliche abgestellt war, blieb bestehen und als künstlerische Tat von historischem Zuschnitt in Erinnerung. Das Wunder dieser Aufführung lag nicht nur in ihrer   Abstraktion, sondern auch in ihrer theatralischen Symmetrie – das Spiel der Personen, ein wenig vom Geist der Marionetten gesegnet, war fast wie mit dem Zirkel abgemessen – und nicht zuletzt in der Harmonie der Stimmen.

Salzburger Festspiele 1947, Così fan tutte von W. A. Mozart, als Ferrando Fotos: Hans Hagen
Salzburger Festspiele 1947, Così fan tutte von W. A. Mozart, als Ferrando Fotos: Hans Hagen
Così fan tutte
Così fan tutte

Irmgard Seefried, Martha Rohs, Alda Noni, Anton Dermota, Erich Kunz und Paul Schöffler – so lautete die ursprüngliche Besetzung, und diese sechs Sänger bildeten auch den eigentlichen Kern des legendären Mozart-Ensembles. Ich empfinde es heute noch als ein Glück, dass ich mit dabei sein durfte.

Erst als neue, jüngere Regisseure nachrückten und die „Cosi“ im Haupthaus wieder aufwändiger in Szene setzten, war es mit der Modell-Aufführung von 1943 vorüber. Bei der Jubiläums-Ausstellung „100 Jahre Wiener Oper am Ring“ im Redoutensaal, 1969, wurden ihre gesamten Requisiten den Opernfreunden noch einmal vor Augen geführt – nun schon Museumsstücke.

Così fan tutte
Salzburger Festspiele 1947, Così fan tutte von W. A. Mozart, als Ferrando mit Irmgard Seefried, Dagmar Hermann/Christa Ludwig, Erich Kunz, Paul Schöffler, Leitung: Dr. Karl Böhm